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Sind Sie richtig im Mittelstand? – mit “Selbstcheck”

“Der deutsche Mittelstand” ist ein Phänomen – auch für erfahrene (Führungs-)Kräfte aus großen Unternehmen. Wie tickt der Mittelstand? Und welche Fragen sind interessant, wenn Sie mit Mittelständlern sprechen?

schneckensprung

Mittelstand: Lokomotive. International. Forsch.

Gemessen am Verhalten vieler Nachwuchskräfte (Microsoft, Amazon, Audi, Tesla, BMW…) könnte man denken: Großunternehmen steht für modern, innovativ und international – da will man arbeiten!
Sind denn kleine und mittlere Unternehmen (KMU) überhaupt am Puls der Zeit?
Und wie.

Jedes zweite KMU ab 2 Millionen Jahresumsatz ist international aktiv. Der Mittelstand treibt Innovationen: nach einem Downer im Jahr 2020 ist der Anteil an den internen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf 9,5 % gestiegen, so das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn. Und: " Neben den internen FuE-Aufwendungen investierte der FuE-aktive Wirtschaftssektor im Jahr 2021 weitere 26,5 Mrd. € in externe Forschungsaufträge, die beispielsweise an Forschungsinstitute, Hochschulen oder Beratungsunternehmen vergeben wurden".

Vom Einstieg zum Konzernvorstand?

Konzerne bieten vor allem den “Glanz der Marke”, der auf die Mitarbeiter abzustrahlen mag. So mancher träumt noch von der prestigereichen “Kaminkarriere” : Führungskräftenachwuchsprogramm – erste Teamleiterposition- Beförderung zum mittleren Manager….Vorstand?

Doch nur sehr wenige schaffen das. Und: alles hat seinen Preis.

Die Eigendynamik von Großunternehmen lässt wenig Platz für den individuellen (unternehmerischen) Stempel. Wer weiterkommen – oder auch nur sichtbar bleiben – will, muss das komplexe Beziehungsgeflecht und das “unsichtbare Organigramm” der Machtverhältnisse verstehen lernen.

Schon Parkinson hat’s gewusst: je größer die Organisation, desto mehr beschäftigt sie sich mit sich selbst. Befindlichkeiten entscheiden – trotz Prozesshandbuch. Für Fachkräfte können Konzerne sicher spannende, oft sehr spezialisierte Felder bieten.

Und “der Mittelstand”?

Je kleiner oder agiler das kleine oder mittlere Unternehmen, desto mehr sind Unternehmergeist und Anpacken gefragt. Oft erleben engagierte Menschen, dass man in kleinen und mittleren Unternehmen viel bewegen kann. Die Entscheidungswege sind kürzer und der Umgang unverstellt. Profitable KMUs stehen oft nicht unter so kurzfristigem Renditedruck wie Konzerne; das gibt Freiräume.

Das Interesse von Konzernen an mittelständischen, agilen Unternehmen und Start-Ups zeigt, dass dort oft die unternehmerische Musik spielt.

Kleines oder mittleres Unternehmen: passt das?

Wenn Sie sich – auch nach einer Konzernkarriere – für die Arbeit im Mittelstand interessieren, legen Sie Ihre Auswahlkriterien fest:

  • Sind Ihnen wichtig: internationale Einsätze, eine Fachkarriere, spannende Projekte, persönliche Leistungsmessung? Größere oder gut aufgestellte KMUs sollten das bieten.
  • Der Unternehmer formt das Unternehmen, der Unternehmercharakter strahlt aus auf die Unternehmenskultur. Fragen sie ruhig nach: Welche Themen, welche Personengruppen in Ihrem Unternehmen bekommen besondere Aufmerksamkeit? Wer wird am besten bezahlt oder anderweitig “belohnt” – derjenige, der den Auftrag bringt, derjenige, der das Projekt “macht” oder derjenige, der den Kunden gut betreut, auch, wenn es nicht so gut läuft?
  • Wie ist die Eigentümerstruktur  – und wer führt die Geschäfte? Alle veröffentlichungspflichtigen Daten finden Sie unter unternehmensregister.de .
  • Und einen “Selbsttest” bietet noch die Karrierebibel: Passt der Mittelstand zu Ihnen?

-> Zum Schmökern: (erstaunliche) Zahlen, Daten, Fakten zu KMUs

Wie auch in der Schweiz und in Österreich sind rein anteilig fast alle Unternehmen in Deutschland klein oder mittelständisch – 2021 nämlich 99,4 Prozent, so das statistische Bundesamt.

Zu den “kleinen” Unternehmen zählen die bis 49 Mitarbeiter und bis 10 Millionen Euro Umsatz, mittlere Unternehmen haben bis 249 Mitarbeiter und bis 50 Millionen Umsatz, so die Statistik.

Besonders spannend ist in Deutschland die gute Präsenz von Unternehmen mittlerer Größe zwischen 50 und 249 Mitarbeitern. Viele Ländern haben die nicht.

Großunternehmen haben betriebswirtschaftliche Vorteile – sie erzielen Kostenvorteile durch Massenproduktion, Skaleneffekte und internationale Arbeitsteilung; in der Produktion können Großunternehmen Fixkosten durch höhere Auslastung pro Stück senken. Leider oft auch Realität: ein hoher Kostendruck und pingelige Sparaktionen samt viel Macht für Controlling und Einkauf. Beide können Managern ganz schön “hineinregieren”: fünf Formulare für einen Bleistift, während im Vertrieb die Hütte brennt…

Berühmt-berüchtigt ist die Marktmacht vieler Konzerne, gerade auch gegenüber dem Mittelstand.