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Wie ticken die Generationen? Featuring GenZ

Zeiten formen Wertvorstellungen, was individuelle Unterschiede nicht ausschließt – das ist gut belegt.

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Vom Baby Boomer zur Generation Z

st es überhaupt passend, Menschen über ihre Generationszugehörigkeit zu „kategorisieren“? Sind das nicht große Schubladen, die einzelnen Menschen nicht gerecht werden?

Vieles spricht dafür, dass gemeinsame Erlebnisse, sozusagen der manifestierte Zeitgeist, Menschen beeinflusst, sprich: Menschen einer Generation erleben in ihrer Jugend und frühen Erwachsenenzeit oft ähnliche Ereignisse. Zeiten formen Wertvorstellungen, was individuelle Unterschiede nicht ausschließt.

Einige der folgenden Zitate stammen aus dem SWR1-Podcast “Anders als die Eltern – sie sich Generationen verändern”  – Bernd Hefter im Gespräch mit Professor Christian Scholz.

Von Babyboomern zur Generation Y – eine Übersicht in Stichworten

Baby Boomer: geboren 1955 bis 1965 (keine direkte Nachkriegsgeneration)

  • Geburtenstärkste Jahrgänge: “Wir sind viele” – 1964 geburtenstärkstes Jahr in Deutschland vor dem Pillenknick
  • Tendenz zum Idealismus: Auseinandersetzung mit der Gesellschaft
  • noch in der analogen Zeit aufgewachsen – meist in der digitalen Zeit angekommen, aber keine “Digital Natives”
  • besetzen heute den Großteil der Führungspositionen in Politik und Wirtschaft mit entsprechendem Einfluss; teilweise auf dem Weg in den Ruhestand

Generation X: geboren 1966 bis Ender der 1970er

-> benannt nach dem Autor Douglas Coupland  – skeptizistische Generation, denn:

  • hatten in Wirtschaft und Gesellschaft “geburtenstarke Jahrgänge vor der Nase”
  • erlebten ernste Wirtschaftskrisen und Wellen des Terrorismus
  • Einstellung:  Zukunft nicht nur bunt und rosig – Entwicklung des Punk: “No future”!
  • deutliche Umweltprobleme, Ängste und Unsicherheiten der 80er Jahre  – Stichwort Atomkrieg
  • 40% Scheidungs-, viele Schlüsselkinder – Fernsehen und Video statt Familienleben?
  • Jobkrisen bis in die 90er-Jahren
  • Generation jetzt überwiegend in Organisationen etabliert

Generation Y: 1980 bis Ende des 20. Jahrhunderts – “first Digital Natives”

  • Generation Y “hat die Krawatte perfektioniert”
  • Glaube an eine große Chance im voll liberalisierten Arbeitsmarkt – “dann steigen wir alle auf”
  • harter Kampf um die guten Jobs -> “Generation Praktikum”
  • durchgetaktete Planung mit digitalen Alltagshelfern – “”jederzeit on”, ständig erreichbar – keine strikte Trennung privat und beruflich
  • Arbeit bedeutet Anerkennung für Leistung, “Konkurrenz ist immer da”, “Wir machen das Beste draus”
  • Tendenz zum Workaholic mit (frühen) Burn-Out-Erfahrungen
  • keine Freunde traditioneller Rollenbilder (weder Männer noch Frauen der Gen Y)

Generation Z: 1995 bis zur Jahrtausendwende - flatterhaft? - Vorsicht!

  • “Strebsam, pragmatisch und fast schon überangepasst” seien die Jugendlichen, mit “Sehnsucht nach Geborgenheit und Orientierung in einer zunehmend unübersichtlichen Welt”, mit großer Nähe zur Elterngeneration – so zitiert Johannes Leithäuser auf faz.net die Sinus-Jugendstudie 2016.
  • Professor Christian Scholz zeichnet ein differenziertes Bild: die zweite Generation nach den ersten  “Digital Natives”, nach der Generation Y, wünsche “möglichst wenig Stress im Beruf” und eine klare Abgrenzung von Beruf und Freizeit statt ständiger Erreichbarkeit  – also ein Gegentrend: “Wenn man nach Hause kommt, sollte man auch Feierabend haben”, sagt eine Interviewpartnerin im Podcast.
  • Die Generation, meinst Scholz, seit in enger Obhut der Eltern aufgewachsen, mit “Mutti unentwegt im Einsatz” mit dem SUV. Sie hätten einen “fasst schon verfassungsrechtlichen Anspruch, versorgt zu werden” und den “Anspruch, klare Strukturen zu bekommen, eine berufliche Situation, “in der man fast schon automatisch weiterkommt”.
  • Der Chef spiele keine große Rolle, denn “Z-ler leben in ihrer Welt, da ist wie so eine Glocke oder Grenze dazwischen”, mit wenig Interesse an Führungskräften oder Politikern – das passt zur Sinus-Studie.

Also doch rebellisch – auf ihre Art?

Scholz zeichnet im Podcast und seinem Buch “Generation Z” ein Bild einer durchaus abgegrenzten Generation: Helikopter-Eltern, “die verkorkste Bologna-Reform” und digitale Überfütterung hinterließen ihre Spuren.

Ihr “Harmoniebedürfnis” sei etwas sehr Positives”, findet Scholz. Unternehmen sollten “akzeptieren, dass diese Generation wirklich anders ist”: “Sie ist aber nicht faul”, sondern durchaus leistungsbereit, und nine to five werde auch “gut gearbeitet”. Mit den Workaholics der vorherigen Generation habe die Generation aber wenig gemein.

Und nun? Was heißt das für Entscheider und Unternehmen?

Man darf aber auch ahnen, welche Herausforderungen auf Unternehmen zukommen, die die “Generation Z” gewinnen und halten wollen: Leistung lohnt sich? – Nur, wenn Freizeit und Familien nicht auf der Strecke bleiben. Loyalität zum Unternehmen? Sofern die eigenen Ziele zu denen des Unternehmens passen. Bindung an Personen? Wenig, denn man hat sein eigenes Umfeld, das wirklich zählt.

Wir werden neue Bindungsideen brauchen, um dieser Generation gerecht zu werden. Und gleichzeitig fordert die gute Abgrenzung der “Generation Z” Führungskräfte wirklich heraus.